Spannende Rennaction am Stück beim Schweizer Motocross-WM-Lauf 2024
Der diesjährige MXGP of Switzerland presented by IXS hatte alles, was das Herz des geneigten Motocross-Fans begehrt. Die Rennen zur Motocross-Weltmeisterschaft 2024 auf der Rennstrecke Schollenholz/Schweizer Zucker vor 16’000 Zuschauern in Frauenfeld gehörten zu den spannendsten der gesamten Saison. Grosser Dominator der MXGP-Klasse mit zwei Laufsiegen war der slowenische WM-Leader Tim Gajser, der Schweizer Toppilot Jeremy Seewer sicherte sich den 4. Rang. In der MX2-Klasse gewann Kay De Wolf.
Hitze am Sonntag, eine aufgeweichte Piste nach Regen über Nacht am Sonntag. Tim Gajser stellte sich am besten auf die stark veränderten Bedingungen ein, war die grosse Figur auf der Strecke im Schollenholz und strahlte letztlich über das ganze Gesicht. Der Slowene gewann nämlich sowohl das Grand-Prix-Race 1 wie auch das mit einer 2 gekennzeichnete Pendant dazu. Da in beiden Heats auch die Plätze zwei und drei an den Niederländer Jeffrey Herlings und Jorge Prado aus Spanien gleich besetzt waren, könnte man darin eine gewisse Monotonie sehen. Aber weit gefehlt. Bis es jeweils soweit war, gab es unzählige Positions- und Führungswechsel, was die Zuschauer immer wieder aufs Neue zu Jubelstürmen veranlasste. Natürlich hieß am Ende auch der Grand-Prix-Sieger (Gesamtwertung beider Läufe) Tim Gajser, und ebenso nahmen bei der Siegerehrung Jeffrey Herlings und Jorge Prado links bzw. rechts von ihm Aufstellung.
Jeremy Seewer fährt stark
Dort hätte auch der Lokalmatador Jeremy Seewer gern gestanden, zumal er nach bisher vielen kleinen Problemchen in diesem Jahr bei seinem Heimrennen endlich wieder eine echt starke Performance zeigte. Nach seinen Lauf-Platzierungen vier und fünf wurde er Tagesvierter und kommentierte das so: „Ich habe positive und negative Gefühle. Ein vierter Platz ist natürlich solide. Vor allem wenn ich die ganze bisherige Saison betrachte, war das eines der besseren Rennen. Aber Vierter ist halt Vierter. Besser wäre das Podest, was auch möglich gewesen wäre. Aber dieses Jahr läuft halt nicht alles optimal. Ich kann nicht ganz die Performance abrufen, die ich eigentlich habe.“
Vollauf zufrieden war der 30-jährige Bülacher hingegen von seinem Heim-Grand-Prix an sich und meinte dazu: „Es war auf jeden Fall ein sehr cooles Wochenende. Heute waren die Fans unglaublich. Ich denke, es ist wichtig für unseren Sport, dass wir diesen Event haben. Die Situation mit voneinander getrennter Strecke und Fahrerlager ist sicher nicht ideal, aber ich habe von meinen Fahrerkollegen nichts Schlechtes darüber gehört. Es ist auf jeden Fall zehn Mal besser so was wie in Frauenfeld, als irgendein Rennen in Indonesien oder so. Da ist der Schweizer GP definitiv auf einem anderen Level.“
Drei MXGP-Schweizer in den Punkten
Wie schon so oft in diesem Jahr, zeigte der Freiburger Valentin Guillod auch in Frauenfeld wieder eine starke Leistung. Im ersten Heat wurde er Achter und im zweiten kämpfte er sich von Platz 30 nach der ersten Runde noch bis auf die elfte Position nach vorn. Das bedeutete für ihn in der Tageswertung Rang elf.
Von den weiteren Schweizern in der MXGP holten auch der Genfer Wild-Card-Pilot Arnaud Tonus und der mit wenigen Ausnahmen regelmäßige WM-Teilnehmer Kevin Brumann aus Ehrendingen in beiden Läufen Zählbares. Im Fall von Arnaud Tonus waren es die Heat-Plätze 15 und 17, mit denen er Tagesrang 16 belegte. Kevin Brumann kam einmal als 19. und einmal als 15. ins Ziel, sodass bei ihm der 18. Rang im GP-Klassement zu Buche steht.
Mit nur unwesentlich weniger Jubel wurden die weiteren eidgenössischen Wild-Card-Fahrer Nicolas Bender, Alessandro Contessi und Robin Scheiben von den fairen und fachkundigen rot-weiß-gekleideten Fans bedacht. Sie ergatterten die Tagesränge 27, 29 und 34. Loris Freidig hatte sich bei seinem an sich harmlosen Sturz im Qualifikationsrennen am Samstag einen Schlüsselbeinbruch zugezogen und war somit „out of race“.
Nachwuchskategorien mit Schweizern
Die MX2-WM-Kategorie ging in diesem Jahr leider ohne Schweizer Beteiligung über die Bühne. Hierbei ging es in den beiden Rennen sowie auch bei den Ergebnissen auf den vorderen Plätzen ziemlich drunter und drüber, bis schließlich der Tabellenleader Kay de Wolf aus den Niederlanden zum Grand-Prix-Sieger gekürt wurde. Ihn flankierten bei der Siegerehrung der Deutsche Simon Längenfelder als Zweiter sowie Liam Everts aus Belgien als Dritter.
Die Europameisterschaftsklassen EMX250, EMX125 und MXE hatten bereits am Samstag einen Wertungslauf ausgetragen, waren also am klassischen Rennsonntag nur einmal im Einsatz.
Dabei hatten die Nachwuchsfahrer der EMX125 das zweifelhafte Vergnügen, als Erste auf die über Nacht durchgeweichte Piste zu gehen. Am besten kam der Italiener Nicolo Alvisi mit den schweren Bedingungen zurecht. Nach Platz fünf am Samstag gewann er das Matsch-Rennen und durfte demzufolge von der höchsten Stufe des Podests herunter winken. Der junge Westschweizer Ryan Oppliger tat sich mit den Bedingungen ziemlich schwer und wurde nur als 31. gewertet. Dank seines 13. Platzes im ersten Heat wurde er Gesamt-20. Noryn Pulsini sah keine Zielflagge und Noe Zumstein trat zum zweiten Rennen nicht an. Tristan Blanc und Dany Henzer hatten schon am Samstag die Qualifikation für die Wertungsläufe verpasst.
EMX250 – Greutmann mit bestem Saisonresultat
Mehr Grund zum Jubeln hatten dafür die Schweizer EMX250-Piloten. Allen voran der als EM-Sechster aus Merishausen angereiste Nico Greutmann, dem mit Platz vier sein bestes Saisonergebnis gelang. Zusammen mit seinem siebenten Platz am Vortag belegte er auch in der Wochenend-Gesamtwertung Rang vier. Ebenfalls weit vorn landete der weitere Freiburger Luca Diserens, nämlich im Sonntagsrennen auf dem neunten Platz sowie zusammen mit seinem gestrigen zwölften auf Gesamtrang zehn. Die Zwillinge Thomas und Samuel Oechslin kletterten nach ihren heutigen Fahrten in die Punkteränge (14 und 16) auf die Gesamtplätze 20 bzw. 23. Während auch Arthur Steffen am Sonntag nicht antrat, gab Remo Schudel nach drei quälenden Runden auf.
Das zweite geplante Rennen der Elektro-Bike-Serie für Kids, der sogenannten MXE, wurde zwar gestartet, doch da die tiefe Strecke für die kleinen Maschinen absolut nicht fahrbar war, sich auch an kleineren Hügeln wahre Dramen abspielten, hatte die Rennleitung ein Einsehen und brach das Rennen ab. Für die Siegerehrung blieb zumindest der Lauf vom Samstag, sodass dem Österreicher Ryan Gabriel der größte Pokal überreicht wurde. Die Franzosen Lucas Bos und Mathis Negre wurden für ihre Plätze zwei und drei vom Samstag am Sonntag geehrt. Samuel Mathys aus Feuerthalen war am heißen Samstag bei seinem Debüt in dieser Serie Sechster geworden.
OK-Präsident Läderach mit durchzogenem Fazit
Waren am Samstag die Temperaturen jenseits der 30-Grad-Marke zu viel des Guten, hielten der bis in die Vormittagsstunden anhaltende Regen sowie auch die sich über den Tag fortsetzende unsichere Wetterlage sicherlich ein paar potenzielle Besucher von ihrem Kommen ab. Letztlich hatte man mit insgesamt 16.000 Zuschauern an beiden Tagen den Vorjahreswert knapp verfehlt. «Das ist zu wenig und wird zu einem Verlust führen», ordnete OK-Präsident Willi Läderach diese Zahl ein.
Trotzdem zog der initiative 83-Jährige zur Veranstaltung selbst ein positives Gesamtfazit. „Aus meiner Sicht haben wir organisatorisch eine sehr gute Veranstaltung aufgebaut und durchgeführt. Die Rennen waren, auch auf Grund der Verhältnisse, spannend. Wir bedanken uns bei allen Sponsoren und Partnern sowie den Helfern. Wir waren vom OK heute wieder mit 480 Leuten im Einsatz. Die haben alle einen sehr guten Job gemacht.»